Eine Ausstellung unter dem Patronat des Bündner Heimatschutzes in Flims, Dornbirn, Meran und Samedan
Die Entwicklung des Stalls ist ein Paradebeispiel dafür, dass Baukunde Menschen-, Volks- und Gesellschaftskunde in einem ist. Wir werden sie in der Ausstellung auf einer Zeitreise durchwandern und jeweils einige markante Einsichten festhalten.
Gerade in jüngster Zeit ist die Diskussion um die Zukunft der Entwicklung im Berg- und Alpengebiet mit der Frage verbunden, wie Berggemeinden und -regionen ihre Vitalität erhalten können oder ob die Trends in die Richtung des zunehmenden Einflusses der Freizeit- und Tourismuslandschaft und der Zentren weiter gehen. Dieser Einfluss bedeutet insbesondere den Verlust der Selbststeuerung und zunehmend Nutzungen, die in der Freizeit- und Tourismuslandschaft entstehen und in die alpinen Peripherien «einwandern»: Zunahme von Tourismus-, Zweitwohnungs-, Freizeit- und Bodennutzungen. Folge davon ist, dass die alpinen Gebiete zu Komplementärräumen der Metropolen werden - und somit die historisch gewachsene Identität als Landwirtschafts- und Stallraum verlieren.
Stall kommt von «stabulum», Standort, Platz, und man erkennt das Tätigkeitswort «stare». Stillstand in der Bewegung. Dem Objekt haftet «Stallgeruch» an, das Alte, Vergangene, Marginale, Abgedrängte und Ausgemusterte. Zugleich ist der «Stall» ein Bild für Grundlegendes: die einfachsten Tätigkeiten der Menschheit, die Bearbeitung und Bewirtschaftung von Boden, «Landwirtschaft» als Gewinnung von Nahrung.
Bis heute sind Wortverbindungen «Stalldrang» oder «Stallwärme» geläufig. Man kann sie auf einen Trend beziehen. In der jüngsten Zeit gewinnt das Einfache an Attraktivität. Die Idee ist bestechend - anhand von Ställen über Gegenwart und Entwicklungen nachzudenken, über dasjenige, was uns durch wachsende Komplexität und Unübersichtlichkeit beunruhigt. Stallgeruch des Alten im Zeitalter der Hypermobilität - Stalldrang nach dem Einfachen in der Ära des Virtuellen und Tempos: der Spannungsbogen ist ein Versprechen.
Die Ausstellung zielt auf ein Publikum, das angelockt, angeregt und sich im Veranstaltungsbereich äussern soll. Sozial-, Raum- und Architekturwissenschaft haben dabei nicht das letzte Wort, bilden aber den Unterbau, um das Architektonische und Gebaute mit den gesellschaftlichen Entwicklungen verbinden zu können. Dabei wird dies in den drei Regionen (Graubünden, Vorarlberg und Südtirol) jeweils auf die Besonderheiten hin konkret sichtbar gemacht.
Kuratorium der Ausstellung: Susanne Waiz (Bozen) und Hans-Peter Meier (Zürich)