Architektur und Fotografie in Graubünden
Graubündens Architektur und Baukultur strahlt über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus. Dank der Arbeit von Fotografinnen und Fotografen, denn ein Haus steht fest an einem Ort. Erst die Fotografie trägt sein Bild in die Welt hinaus.
«Gebaute Bilder» ist eine kleine Theorie der Fotografie. Ihr Fünfeck heisst: Architekt – Bauherr – Fotograf – Medien – Eigensinn.
Der Fotograf ist der Autor. Er baut aus den Bauten Fotografien. Als Handwerkerin, als Dienstleister, als Künstlerin. Sie ist die Helden der Ausstellung «gebaute Bilder». Der Architekt braucht Fotografien für den Entwurf, für sein Selbstbild und für seine Reklame. Der Bauherr will Fotografien für sich, für seine Investoren, für künftige Nutzerinnen. Fotografie gibt ihm Selbstbewusstsein und macht gut Wetter für sein Geschäft. Medien wie Zeitungen, Zeitschriften, Bücher aber auch Postkarten, Sammlungen und Museen transportieren die Fotografien. Sie schlagen aus ihnen Profit, sie sind Händler und Geniesser zugleich.
Die Fotografie aber erst macht die Theorie zum harmonischen Fünfeck. Die Technik, das Licht und die Zeit geben ihr Eigensinn auf Glasplatte, chemisch fixiertem Bild, Diapositiv oder als Datei im fotografischen Computer. Dieses Fünfeck der Fotografie bestimmt, was vom gebauten Graubünden in welcher Manier sich von den Bauplätzen löst und weit weg von Fundamenten und gestrickten Wänden Bilder prägt: «So bauen die dort in Graubünden.»
Das Gelbe Haus mit seinen drei Geschossen gibt der Ausstellung einen Dreiklang vor: Bauen für Verkehr und Arbeit, Bauen für Schule, Kultur und Kirche, Bauen fürs Wohnen.
Ein Dreiklang auch von drei Darstellungsformen: Im Parterre die Fotografie auf Fotopapier kopiert, im ersten Stock die Fotografie in Büchern, Zeitschriften und Broschüren und im zweiten Stock die Fotografie als Lichtstrahlen aus dem Apparat auf die Leinwand geworfen.
Ralph Feiner zieht den roten Faden durch die rund 90 Bilder zu den 33 Bauten. Er ist der Fotograf von «Bauen in Graubünden», dem Buch zur Ausstellung. Seit zwanzig Jahren ist Ralph Feiner in Graubünden im Dienst von Architekten, Bauherrn und Medien unterwegs und immer wieder in seinem eigenen, künstlerischen Auftrag. Doch sein Blick ist ein Blick. Fünf Fotografinnen und 14 Fotografen stellen ihm ihre Blicke und Einstellungen, ihre Haltungen und geglückten Momente entgegen und zur Seite.
Im ersten Geschoss gibt es einen Zwischenhalt. 1988 hat der Künstler Hans Danuser für den Architekten Peter Zumthor drei Häuser fotografiert: Die Schutzbauten in Chur, das Atelier des Architekten in Haldenstein und die Kapelle Sogn Benedegt. Die Sechserserie über die Kapelle in der Surselva hängt an der Wand des Kapitels «Bauen für Schule, Kultur und Kirche». Nach fast 20 Jahren sind die Bilder, die einen Markstein zum Thema Architektur und Fotografie gesetzt haben, wieder zu sehen.
«Gebaute Bilder» ist eine Feier der Fotografinnen und Fotografen, den massgebenden Abbildner und Vermittlerinnen von Baukultur – ihrem langen und geduldigen Warten in Wind und Wetter auf den richtigen Augenblick widmen wir die Ausstellung.
Christian Dettwiler und Köbi Gantenbein