Architekturpreis 2006 der Initiative Sexten Kultur
Der von der Initiative SEXTEN KULTUR vor vierzehn Jahren ins Leben gerufene Preis für beispielhafte Architektur in den Alpen wurde nach 1992, 1995 und 1999 heuer zum vierten Mal vergeben. Waren Anfang der 1990er Jahre Gebäude, die auf die landschaftliche Lage, das örtliche Bauhandwerk oder örtliche Materialien eingingen noch Einzelfälle, so zeigte das relativ hohe Niveau der Einreichungen, dass Bauen in den Bergen heute in den Gemeinden und bei den Bauherren ein Thema geworden ist. Aus den über 400 eingereichten Projekten aus Italien, Deutschland, Liechtenstein, Frankreich, Slowenien, Österreich und der Schweiz hat die international besetzte Jury 134 Objekte vor Ort besichtigt und letztlich 31 Bauwerke ausgezeichnet, die alle in der Ausstellung „Neues Bauen in den Alpen" gezeigt werden.
Besonderes Augenmerk wurde dieses Mal auf Bauten gerichtet, die für das Überleben der Dörfer wichtig sind, wie Supermärkte, Heizkraftwerke und landwirtschaftliche Infrastruktur. Bauaufgaben, die nicht als typische Aufgabe des Bauens in den Bergen gelten, jedoch im Hinblick auf die Frage nach der Zukunft der Bergregionen von wesentlicher Bedeutung sind. Ein weiteres wesentliches Kriterium für die Entscheidung der Jury bestand darin, Bauten zu prämieren, die nicht einfach am Steilhang stehen, sondern neue Einsichten zu Aufgaben und Möglichkeiten des Bauens in den Bergen bringen. Nicht nur das Aussehen der Bauten per se wurde beurteilt, sondern vor allem die Bedeutung des Baus für seine Umgebung.
Der erste Preis wurde an zwei Projekte zu gleichen Teilen vergeben: an das Mädcheninternat der Klosterschule Disentis von Gion A. Caminada, das eine durch den Abbruch des ehemaligen Unterhauses entstandene Lücke zwar präzise und selbstbewusst als Solitär füllt, aber dennoch den Anschluss an die vorhandene Substanz sucht und den MPREIS Supermarkt in Wenns von Rainer Köberl und Astrid Tschapeller, der den topografisch schwierigen und landschaftsräumlich anspruchsvollen Ort auf intelligente Weise ergänzt.
Auf Grund seiner besonderen Leistungen erhielt Othmar Barth einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk. Erstmals wurde auch das Engagement eines Bauherrn für zeitgemäße Architektur in Form eines Sonderpreises gewürdigt und die MPREIS WarenvertriebsGmbH für ihren Einsatz für hochwertige Architektur bei der Errichtung von Handels- und Gewerbebauten ausgezeichnet.
Die Ausstellung im Gelben Haus präsentiert sämtliche 32 ausgezeichneten Projekte und bietet damit einen repräsentativen Überblick über das aktuelle Bauen in den Alpen.
NEUES BAUEN IN DEN ALPEN 2006
419 eingereichte Arbeiten, zwei erste Preise, 29 Auszeichnungen
jury Friedrich Achleitner, Wien
Sebastiano Brandolini, Mailand
Manfred Kovatsch, München
Bruno Reichlin, Genf
Günther Vogt, Zürich
katalog erscheint 2007 im Verlag Birkhäuser
ERSTE PREISE
Mädcheninternat Kloster Disentis, Schweiz
Architektur: Gion A. Caminada, Vrin, Michael von Arx
Bauherr: Benediktinerabtei Kloster Disentis
Statik: Serafin Rensch, Trun
MPREIS, Wenns im Pitztal, Österreich
Architektur: Rainer Köberl mit Astrid Tschapeller, Innsbruck
Bauherr: MPREIS WarenvertriebsGmbH, Völs
Statik: Alfred Brunnsteiner, Natters
Ehrenpreis für das Lebenswerk: Othmar Barth, Brixen
Sonderpreis für Bauherren: MPREIS WarenvertriebsGmbH, Völs, Österreich